Der elektronische Schlüsseldienst


Wochenlang stritt die US-Bundespolizei FBI mit Apple um die Entschlüsselung des iPhones eines Terroristen. Apple weigerte sich, die vom FBI geforderte Hintertür ins Betriebssystem einzubauen. Nun gelang es dem FBI mithilfe von Forensikspezialisten der israelischen Firma Cellebrite, das Smartphone doch noch zu knacken.

Die Debatte um den Zugang von Strafverfolgern zu Smartphones ist damit aber nicht zu Ende. Wie die Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberty Union (ACLU) herausfand, hat Apple in der Vergangenheit bereits in 70 Fällen den Fahnden beim Zugang zu verschlüsselten Geräten geholfen.

Der Fall war eskaliert, weil das FBI von Apple verlangt hatte, extra die Betriebssystemsoftware zu ändern. ACLU stellte fest, dass in neun Fällen auch Google zur Entschlüsselung aufgefordert worden war. Aus Deutschland ist noch kein Fall bekannt geworden, in dem deutsche Strafverfolger ihre amerikanischen Kollegen um Unterstützung bei der Entschlüsselung eines Smartphones gebeten hätten.

Grundsätzlich will man hier auch nicht über eingebaute Hintertüren debattieren, sondern setzt auf den Bundestrojaner. In den Niederlanden sprachen sich der Justiz- und der Wirtschaftsminister im Namen des Kabinetts in einem Brief an den Generalstaatsanwalt für eine starke Verschlüsselung und gegen jegliche Regulierung aus.

Großbritannien und Frankreich diskutieren über weitergehende Zugriffsbefugnisse der Behörden, obgleich sie mit dem „Investigatory Powers Bill" in Großbritannien sowie dem nach den Charlie-Hebdo-Anschlägen verschärften französischen Sicherheitsgesetz bereits über große Eingriffsmöglichkeiten verfügen. Ihnen geht es darum, die auf mobilen Endgeräten verschlüsselten Daten hacken zu können. 

Die europäischen Agentur für Netz- und Informationssicherheit (Enisa), hingegen sieht in einer vorsätzlich geschwächten Verschlüsselung neue Risiken. Was kann man mit heutigen Mitteln tun?" 

Eine starke Verschlüsselung schütze aber nur die Grundrechte des Einzelnen, sondern stelle auch das Vertrauen in den elektronischen Geschäftsverkehr her. Die Einschränkungen der Verschlüsselung unterminieren Privatheit und schädigen die digitale Wirtschaft.

Die Enisa erinnert daran, dass die US-amerikanischen Krypto-Exportregulierungen, die vor 15 Jahren aufgehoben wurden, der IT-Industrie geschadet hätten. Die folgende Liberalisierung hingegen habe zu einem schnell wachsenden internationalen Markt für Krypto-Produkte geführt. 

Bei Identifizierungssysteme, wie sie im Onlinebanking oder von elektronischen Wahlsystemen verwendet werden, basiert das Vertrauen auf einer digitalen Identität, für deren Stärke die Regierung garantiert und die auf Verschlüsselung basiert. Die Frage sei, ob man einem Wahlsystem vertrauen könne, wenn jemand die Ergebnisse über Hintertüren manipulieren könnte. Dasselbe Problem werde sich zukünftig bei vernetzten Fahrzeugen stellen.

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