Datenrettung bei politischer Datenvernichtung


Wetter- und Klimadaten verschwinden von US-Behörden-Webseiten, unbequeme Urteile des polnischen Verfassungsgerichts werden gelöscht. Aus Big Data macht die Politik »Correct Data«. Viele Wissenschaftler sind besorgt und nehmen deshalb die Sicherung wichtiger Daten selbst in die Hand. 


Was nicht in den Akten steht, ist nicht in der Welt. Wer Richter werden will, lernt im Jurastudium diesen elementaren Grundsatz, wonach eine richterliche Entscheidung ausschließlich aufgrund der von den streitenden Parteien vorgetragenen und dokumentierten Sachverhalte getroffen werden darf. Selbst ermitteln darf ein Richter nicht. Der Grundsatz »quod non est in actis non est in mundo« gilt in einem Rechtsstaat für jeden Richter, er ist neuerdings aber auch eine Maxime für populistische und autokratische Politiker. Aus diesem Grund dreht man Tatsachen einfach um damit sie besser in das neue Weltbild passen. Frei nach dem Motto " Wir machen uns die Welt, wie es uns gefällt."

Es ist eine paradoxe Situation: Während die Maschinen-Vernetzung und für rasantes Datenwachstum sorgt und Analytics neue, tiefere Zusammenhänge zu entdecken verspricht, schlägt die Stunde der politisch Zensur. 

Aus Furcht vor staatlicher Löschungswut haben aus diesem Grund amerikanische Forscher begonnen, viel der wissenschaftlichen Daten der US-Regierung auf Festplatten oder Servern auch außerhalb der USA zu archivierten.  Mit Trumps Amtseintritt habe die Einrichtungen in Amerika Informationen zum Klimawandel gezielt gut versteckt, so sind die Beiträge des Menschen zur Erderwärmung fast gar nicht mehr zu finden. Sie wurden versteckt damit diese Daten aus politischen Gründen nicht für immer verschwinden und die jahrelange Klimaforschung in den umsonst gewesen wäre. 

Eine ehemals auf der Webseite des Weißen Hauses prominent platzierte Tabelle, die Unternehmen nach ihrer Energieeffizienz bewertet, ist in einem Archiv verschwunden und schwer zu finden. 

Alles was nicht in ein politisches Programm passt, wird getilgt, Informationen werden ausgelöscht und so der wissenschaftlichen Forschung entzogen. Das sind heute beispielsweise die Datenbanken, die globale Messwerte zu Wetter, Klima, Emissionen oder der Erdatmosphäre enthalten. In den USA haben die Mitarbeiter des US-Präsidenten Donald Trump alle Berichte und Analysen zum Klimawandel von den Servern wichtiger Behörden gelöscht. 

Die Kürzungen der staatlicher Mittel für alle Bereiche die nicht in das Weltbild der Regierenden passen, wurde schon im letzten Jahr veranlasst. Aus diesem Grunde bemühen sich viele ehemals Verantwortliche die Daten zu retten. Die teils sehr komplexen Daten sollen der Klimaforschung und anderen Bereichen auch weiter zur Verfügung stehen. Eine neue Heimat finden die Daten etwa auf der neu eingerichteten Webseiten, dieser ehemaligen Mitarbeiter im Ausland. Diese Daten Emigration hat schon eine riesiges Ausmaß erreicht.

Aber die staatlich gelenkte Datenlöschung in Zeiten nie dagewesenem Datenwachstums gibt es auch in Europa. In Polen, wo die Unabhängigkeit der Justiz faktisch nicht mehr gilt, werden sogar von der Justiz die unerwünschten Daten gelöscht. Seit sich dort die nationalkonservative Regierung Pis den Einfluss auf die Zusammensetzung des Verfassungsgerichts gesichert hat, lässt die neue Vorsitzende, alle rechtskräftigen Urteile aus der Datenbank dieses Gerichts löschen, die die Verfassungswidrigkeit mehrerer Gesetze der Pis-Regierung feststellten. Ähnliche Vorgänge kann man in Ungarn, Rumänien und sogar in Österreich sehen. In Italien hat der neue Innenminister deutlich gemacht, dass er sich nur der Daten die seine Sicht der Dinge bestätigen bedienen will. Dieser Angriff auf die unerwünschten Fakten wird sich fortsetzen und am Ende steht ein globaler Glaubwürdigkeitsverlust, mit weitreichenden Folgen für uns alle. 

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